Presseinformation: Wie Samenpflanzen sich über Jahrmillionen verbreiten
Nr. 53 - 27.03.2025
Internationales Forschungsteam untersucht, wie Klima und Geografie die Pflanzenausbreitung formen
(pug) Warum wachsen manche Pflanzen in bestimmten Regionen und in anderen nicht? Eine internationale Studie unter Leitung der Universität Göttingen hat die Faktoren untersucht, welche die Verbreitung von Samenpflanzen beeinflussen und wie sich diese Muster im Laufe der Jahrmillionen verändert haben. Die Forschung unterstreicht, dass Umweltbedingungen und geografische Barrieren verschiedene Pflanzenarten unterschiedlich stark beeinflussen und damit die globale Pflanzenvielfalt zu einem hohen Maß mitgestalten. Die Ergebnisse wurden in der Fachzeitschrift Nature Ecology & Evolution veröffentlicht.
Die Forschenden analysierten rund 270.000 Samenpflanzenarten weltweit. Mithilfe neuartiger statistischer Verfahren, welche die Verbreitung von Pflanzen mit ihren evolutionären Verwandtschaftsbeziehungen verbinden, konnten sie moderne Umweltdaten mit der Klima- und Geografiegeschichte der Erde über Millionen von Jahren kombinieren. Das Team untersuchte, wie Veränderungen in Klima, Boden und anderen Umweltfaktoren bestimmen, wo Pflanzen gedeihen können, und wie physische Barrieren – also zum Beispiel Ozeane, Gebirgszüge und Gebiete mit lebensfeindlichem Klima – die Ausbreitung von Pflanzen einschränken.
Die Ergebnisse zeigen, dass der Einfluss von Umweltbedingungen, insbesondere dem Klima, über evolutionäre Zeitskalen hinweg gleich hoch bleibt. Geografische Barrieren wie Ozeane und Gebirge hinderten besonders die Ausbreitung von Pflanzengruppen, die erst in jüngerer Zeit entstanden sind, beeinflussten aber kaum evolutiv ältere Pflanzengruppen, die mehr Zeit hatten, sich weit zu verbreiten. Die Positionen und Bewegungen der tektonischen Platten in der Vergangenheit beeinflussten die Pflanzenvielfalt nur gering, wobei die stärksten Auswirkungen vor 20 bis 50 Millionen Jahren zu verzeichnen waren.
„Die Ergebnisse verdeutlichen einen grundlegenden Prozess in der Natur“, so Erstautorin Dr. Lirong Cai von der Abteilung für Biodiversität, Makroökologie und Biogeographie der Universität Göttingen und dem Deutschen Zentrum für integrative Biodiversitätsforschung (iDiv) in Leipzig. „Wenn sie genug Zeit haben, können Pflanzen selbst große Entfernungen und hohe geografische Hürden überwinden, aber sie bleiben oft durch das Klima, auf das sie treffen, begrenzt.“
Originalveröffentlichung: Lirong Cai et al. Environmental filtering, not dispersal history, explains global patterns of phylogenetic turnover in seed plants at deep evolutionary timescales. Nature Ecology and Evolution (2024). DOI: 10.1038/s41559-024-02599-y
Kontakt:
Prof. Dr. Holger Kreft
Georg-August-Universität Göttingen
Fakultät für Forstwissenschaften und Waldökologie
Abteilung Biodiversität, Makroökologie und Biogeographie
Büsgenweg 1, 37077 Göttingen
Telefon: 0551 39-28757
E-Mail: hkreft@uni-goettingen.de
Internet: www.uni-goettingen.de/de/128741.html